Südkurier Artikel vom 25.04.23

Was der Tauchclub Kreuzlingen schon alles unter Wasser entdeckt hat

Der Verein geht oft auch von deutschen Ufern auf Entdeckungstour. Der SÜDKURIER ist dabei, wenn die Sportler vor Wallhausen abtauchen. Was erleben die Taucher unter Wasser? Und welche Entdeckungen haben sie gemacht?

 

Der Tauchclub Kreuzlingen trifft sich immer wieder auch an Tauchspots in Deutschland, wie hier in Wallhausen, um die Unterwasserwelt des Bodensees zu erkunden. | Bild: Timm Lechler

Das Licht einer Taschenlampe tanzt auf der dunklen Wasseroberfläche vor Konstanz-Wallhausen auf und ab, dann taucht es ab und durchdringt das trübe Bodenseewasser nur wenige Meter weit. Zeitgleich machen sich die Taucher des Tauchclubs Kreuzlingen bereit: Reingeschlüpft in den Tauchanzug, die Pressluftflasche umgeschnallt, die Flossen angelegt und die Taucherbrille gerade gerückt. Denn gleich geht es hinab in die dunklen, kalten Tiefen des Sees.

In Reih und Glied sind die Pressluftfalschen aufgestellt, bevor sie angelegt werden. | Bild: Timm Lechler

Für mich ist Tauchen wirklich Seelenyoga

Unter Wasser fühlen sich viele der Mitglieder des Tauchvereins am Wohlsten, vor allem im kühlen Nass des Bodensees. „Es ist der schönste und billigste Ort zum Tauchen, zumindest langfristig gesehen. Die Ausrüstung behält man ja“, sagt Erich Neuhauser. Er ist an diesem Tag der technische Leiter des Tauchclubs Kreuzlingen. Und das Beste am Tauchen im Bodensee? „Man muss dafür nicht in den Urlaub fliegen“, sagt er und grinst.

Im Gegenteil, der Tauchspot befindet sich direkt vor der Tür in der Wallhauser Bucht im Überlinger See. „Es gibt hier eine tiefe Steilwand mit einzelnen Terrassen“, sagt Carina Lukosch, ebenfalls Mitglied im Verein. Die Steilwand geht knapp 80 Meter hinab, oberhalb befindet sich ein Plateau.

Carina Lukosch legt sich ihren Trockenanzug an. Gleich sieht man: Mit einem klassischen Neoprenanzug hat das nicht viel zu tun. | Bild: Timm Lechler

Wenn die Sportler tief tauchen, gehen sie auf knapp 40 Meter hinunter. Doch heute soll der Tauchgang gemütlich sein, so tief wolle man gar nicht gehen. Für Lukosch ist der Sport mit Pressluftflasche Hobby und Leidenschaft. „Für mich ist Tauchen wirklich Seelenyoga, besonders, wenn man es regelmäßig macht“, sagt sie. Im Speziellen gefalle ihr die Ruhe, die das bewegen unter Wasser mit sich bringe.

Vor Meersburg liegt ein Auto am Seegrund

Neben Wallhausen gibt es auch andere bekannte Tauchspots am Bodensee. Besonders beliebt ist dabei das Gebiet vor Rorschach am Schweizer Ufer oder Berlingen am Untersee gegenüber von der Insel Reichenau. Auch die Gegend vor Meersburg sei laut den Mitgliedern interessant, dort liege ein altes Auto auf dem Grund des Sees.

Ein anderes Highlight sei ein Unterwasserberg, der sich vor dem Ufer der Bodenseekreis-Gemeinde Überlingen befinde. Spektakulär ist außerdem die Unterwasserwelt vor der Marienschlucht, jedoch handele es sich dabei um einen Bootstauchspot, welcher also nur mit selbigem zu erreichen ist. Darüber hinaus benötige man dafür eine Genehmigung.

Der wohl bekannteste Tauchspot im Bodensee, der es sogar zu internationaler Bekanntheit geschafft hat, ist das Wrack des alten Schaufelraddampfers „Jura“ vor der Schweizer Gemeinde Bottighofen, ganz in der Nähe von Konstanz. Es handelt sich dabei um das bekannteste Wrack im Bodensee.

Das berühmte Schiff war im Jahr 1864 gesunken, und 1953 von Ludwig Hain gefunden worden. Bis heute ist es den Umständen entsprechend sehr gut erhalten. Es liegt auf rund 40 Meter Tiefe einen Kilometer vom Ufer entfernt.

Taucher fanden bereits einen Tresor im See

Ein Fund wie die Jura kommt nicht alle Tage vor, dennoch finden die Taucher des Vereins immer wieder Bemerkenswertes unter Wasser. Zu den normalen Funden gehören laut den verschiedenen Mitgliedern des Tauchvereins beispielsweise Schuhe, Gummistiefel, Sonnenbrillen, Paddel, Golfbälle, Küchenzubehör, Anker oder Handys.

Zu den größeren Funden gehörten in der Vergangenheit ein Fahrrad oder eine teure Uhr. Wegen verlorenen Mobiltelefonen oder Armbanduhren bekäme der Tauchclub auch gelegentlich eine Anfrage, ob ein Mitglied den Gegenstand vom Seegrund bergen könnte. Der spektakulärste Fund ist zweifelsohne ein Tresor. Doch leider verbargen sich keine wertvolle Diamanten, Gold oder sonstige Reichtümer im Inneren – der Tresor war leer.

Von den Träumen eines Schatzes im Bodensee zurück zum Ufer von Wallhausen: Beim Tauchgang tragen viele der Sportler einen sogenannten Trockenanzug. Diese Anzüge sind für warme und kalte Wassertemperaturen geeignet, da er den Taucher nicht nass werden lässt. Und das ist auch bitter nötig. Laut dem Konstanzer Taucher Oliver Nöldeke, ebenfalls Mitglied des Vereins, hat das Wasser zum Zeitpunkt des Tauchgangs eine Wassertemperatur von fünf bis sieben Grad in einer Tiefe von 30 Metern.

An diesem Tag wollen die Taucher auf knapp 20 Meter hinabtauchen, der Tauchgang soll eine Stunde gehen. Die Sicht ist dabei stark eingeschränkt, die Mitglieder können je nach Tiefe lediglich fünf bis zehn Meter weit sehen. „Nichtsdestotrotz ist die Sicht besser als früher“, sagt Oliver Nöldeke. Er taucht bereits seit den 1970er-Jahren im Bodensee.

Bevor die Taucher immer im Zweierpaar, also gemeinsam mit ihrem „Tauch-Buddy“, abtauchen wünschen sie sich mit einem Handzeichen nicht viel Glück, sondern, wie im Tauchsport üblich, „Gut Luft“. Kurze Zeit später ist von ihnen nichts mehr zu sehen, bis auf einige, kleine Luftblasen und den gedämpften Strahl einer Taschenlampe. Doch auch dieser wird nach und nach von der Tiefe des Bodensees verschluckt.

Bild: Timm Lechler